Marmor, Macht und Meer: Die Palazzi Venedigs

Venedig ist, wie eine ganze Schachtel Schnapspralinen in einem Rutsch zu verschlingen“, schrieb der amerikanische Autor Truman Capote nachdem er in 1950er Jahren einige Zeit als Gast von Kunstmäzenin Peggy Guggenheim in der weltberühmten Lagunenstadt verweilte. Thomas Mann beschrieb sie hingegen als „halb Märchen, halb Touristenfalle“. Und Friedrich Nietzsche meinte „Wenn ich ein anderes Wort für Musik suche, so finde ich immer nur das Wort Venedig.“

Genau diese seltsame, ambivalente Magie inspiriert seit Jahrhunderten Künstler, Schriftsteller und Reisende. Neben den Tourismusmagneten Markusplatz, Rialtobrücke und Canal Grande sind vor allem die alten ehrwürdigen Pallazi besonderer Anziehungspunkt vieler Venedig-Kenner.

Palazzo Rocca Contarini Corfù / Foto: Didier Descouens

Der Palazzo Rocca Contarini Corfù liegt im südlichen Teil der Altstadt direkt am Canal Grande zwischen dem Museo di Ca’ Rezzonico und der Brücke Ponte dell’Accademia. Das gotische Gebäude wurde im späten 14. Jahrhundert erbaut und in den folgenden Jahrhunderten mehrfach erweitert. Während in der Räumen korinthische Säulen, alte Reliefs und Fresken aus dem 18. Jahrhundert bewundert werden können, wartet gleich hinter dem großen Portal ein schattiger Innenhof mit Brunnen und ein kleiner Garten, in dem Zitronen-, Mandarinen- und Mispelbäume gedeihen.

Palazzo Pisani a Santo Stefano / Foto: Didier Descouens

Das Viertel San Marco, in dem sich der Palazzo Pisani di Santo Stefano befindet, gilt als geistiger und politischer Mittelpunkt. Hier nahm die Regierung und Verwaltung der ehemaligen Republik Venedig ihren Sitz im Dogenpalast und in den Bauten am Markusplatz ein.

Palazzo Pisani selbst ist am Campo Santo Stefano zu finden und gilt als einer der größten und faszinierenden Paläste der Stadt. Gebaut zwischen 1614 und 1615, verfügt er über zwei Höfe, die durch eine Loggia getrennt sind. Die Räume sind mit Fresken und Mamor geziert. Der ehemalige Ballsaal, in dem früher so manche rauschende Karnevalsnacht stattfand, dient heute für Konzerte aller Art. Über die Dachterrasse haben Besucher einen atemberaubenden Blick über Venedig.

Kleiner Venedig-Guide

Hotel: Palazzo Venart

Das reichdekorierte Luxushotel ist in einem Palazzo aus dem 16 . Jahrhundert beheimatet und eröffnete im August 2016 erstmals seine Pforten. Das 5-Sterne-Haus verfügt lediglich über 18 prächtige und anspruchsvoll ausgestattete Zimmer und Suiten, die sich mit ihrem Interieur jeweils auf einen Aspekt der venezianischen Gesichte und Kultur beziehen. Vom Garten gelangt man direkt zum Canal Grande.

Restaurant: La Zucca

Zucca ist nicht nur das italienische Wort für Kürbis sondern auch die Hauptzutat vieler Gerichte des gleichnamigen Restaurants. Das Kleinod ist im Stadtteil Santa Croce gelegen und bietet eine große – für Italien eher unübliche – Auswahl an vegetarischen Gerichten mit frischen Zutaten aus der Region.

Sightseeing: Jüdisches Viertel (Ghetto di Venezia)

Das sogenannte „Ghetto“ entstand ab 1516 zurZeiten der Republik Venedig und war damals das erste seiner Art. Heute ist ein Besuch in der Panificio Volpe Pflicht. Die einzige übriggebliebene koschere Bäckerei der Stadt. Hier gibt es nicht nur leckere Kuchen sondern auch traditionell-jüdisches Keksgebäck aus Öl und Mehl. Zudem warten im Viertel fünf Synagogen, das jüdische Museum, etliche Kunstgallerien und winzige Antigeschäfte auf neugierige Besucher.

Kunst: Peggy Guggenheim Collection

Die aktuelle Ausstellung zeigt Fotografien, Kollagen und Malereien des deutschen Künstlers Josef Albers (1888–1976). Sie steht unter dem Oberthema „Josef Albers in Mexico“ und ist vom 19. Mai bis zum 3. September 2018 zu sehen.

Fotos: unsplash.com/Soroush Karimi; Didier Descouens