Road Movies, Geisterbären und Cheesecake: So holt ihr euch Amerika nach Hause

Nicht nur für uns sind und bleiben die USA einer dieser Sehnsuchtsorte, trotz aller politischen Turbulenzen und auch ganz ohne eine rosarote Brille aufzusetzen. Dafür hat dieses Land einfach zu viele Facetten – egal ob Landschaften, Menschen oder Mahlzeiten. Das durften wir während eines Sabbatical 2014 hautnah erleben, auf Tausenden von Autokilometern. Und irgendwann packt uns sicher erneut das Nordamerika-Fieber, dann, wenn ein Impfstoff gegen Covid-19 gefunden und der Flug über den Atlantik wieder möglich ist.

Bis dahin bleibt uns und euch immerhin das „Urlauben“ aus zweiter Hand, über zig Angebote, Ideen und Streaming-Inhalte im Internet. Eine abwechslungsreiche Top 10 für den Roadtrip am Bildschirm haben die Experten von CANUSA Touristik ergoogelt. Wir haben die Tipps hier und da ergänzt, vertieft und mit Videos und Sounds versehen. Start your imagination engines and let’s go!

Klingende Geografie
Wer die Zeit bis zur nächsten USA-Reise damit überbrücken möchte, etwas Neues zu lernen, dem empfehlen wir das wundervoll kreative Video „Tour the States“ (Regie: Don Markus). Zu Musik von Renald Francoeur zeichnet Craighton Berman die Hauptstädte aller Bundesstaaten der USA, komplett mit Bildchen, die Historie oder Charakter des jeweiligen Ortes kurzfassen. Der untermalende Song ist übrigens vom Album „Brain Beats“, dessen Kompositionen das Gehirn beim Lernen unterstützen sollen.

Couch Explorer
Wow, das entfährt wohl jedem Besucher, der einen der fantastischen Nationalparks in den USA besucht. Atemberaubend wie der Blick vom Rand des Grand Canyon, gigantisch wie die Mammutbäume, mystisch wie Death Valley. Klar, das Vor-Ort-Erlebnis kann keine noch so ausgefeilte Technik ersetzen. Trotzdem lohnt es sich, mit Google Arts and Culture auf aufwändig gefilmte virtuelle Wandertouren zu gehen. Beispielsweise durch den Hawai’i Volcanoes National Park, den Kenai Fjords National Park in Alaska, den Carlsbad Caverns National Park in New Mexico oder durch den Bryce Canyon National Park in Utah.

Essen wie die „Amis“
Die Liebe zu einem Land und seinen Leuten geht zweifellos durch den Magen, da machen die USA keine Ausnahme. Höchste Zeit also, sich daheim an einige der kulinarischen Ikonen zu machen, vom legendären Burger über deftiges Soulfood bis zum unnachahmlichen Käsekuchen à la New York. Passende Rezepte für alle Geschmäcker, Budgets und diätischen Wünsche findet man natürlich kreuz und quer im Netz. Wir möchten an dieser Stelle gern einen der dienstältesten Koch- und Backblogs mit Amerika-Fimmel hervorheben, die Seite USA kulinarisch der Journalistin Gabi Frankemölle. Seit 1998 hat sie hier über 1000 Rezepte auf- und zubereitet sowie rund 180 Infoartikel zu Maßeinheiten, Esskultur, Fachvokabular und Bezugsquellen für spezielle US-Produkte. Yeah!

Roadtrips mit Stars statt Stau
Es stimmt schon, die USA lernt man immer noch am besten hinter dem Lenkrad kennen, von Highway zu Highway, Rastplatz zu Rastplatz, durch Drive-ins und in Autokinos. Wenn das einmal nicht möglich ist, wie jetzt gerade, dann sorgen road movies für dynamische Szenenwechsel voller Eindrücke, die Amerika-Fans das Herz wärmen. Einer unserer Favoriten aus diesem Genre ist und bleibt die rührende Komödie „Little Miss Sunshine“ mit einer hinreißenden Abigail Breslin in der Hauptrolle eines Mädchens, das für einen Schönheitswettbewerb mit ihrer ganzen Familie quer durchs Land fahren muss. Von Albuquerque in New Mexico bis nach Redondo Beach in Kalifornien. Was dabei in dem klapprigen VW-Bus passiert – und auch außerhalb des Bulli – das müsst ihr einfach selbst sehen. Tipp: Taschentücher bereitlegen.

Ein weiterer, etwas älterer Klassiker der Kategorie Roadtrip-Film ist „Thelma & Louise“ mit Geena Davis und Susan Sarandon in den Hauptrollen. Die beiden besteigen ihren 1966 Thunderbird, um den missratenen und gewalttätigen Männern in ihrem Leben davonzufahren. Dabei besuchen sie Schauplätze von Arkansas über Oklahoma, Colorado bis nach Arizona. Gedreht wurde in Wahrheit übrigens hauptsächlich in Kalifornien und Utah. Das Ende ist übrigens auch knapp 30 Jahre später ein Schock …

Kanada auf die Ohren
Mit dem Podcast KANADASTISCH nehmen Kanada-Fan Jenny und ihr Mann, der Moderator Jan Malte Andresen ihre Zuhörer in sechs Folgen mit ins Land ihrer Reiseträme. In verschiedene Provinzen und Städte, mal Abstecher, mal Rundreise – und voller Begegnungen und Eindrücke. Natürlich servieren die zwei ihrem Publikum auch den einen oder anderen Geheimtipp. Noch mehr Informationen findet ihr auf dem gleichnamigen Blog.

Kulturgenuss ohne Jetlag
In den USA und in Kanada warten auf kunstinteressierte Urlauber einige der renommiertesten Museen und Galerien der Welt. Viele von ihnen verfügen – zum Glück! – über sehr informative und optisch ansprechend umgesetzte Internetseiten, sodass man sich Teil der aktuellen oder früherer Ausstellungen auch virtuell ansehen kann. Das Museum of Modern Art in New York zeigt beispielsweise in einer multimedialen Schau ausgewählte Bilder von Dorothea Lang, die als Mitbegründerin der Dokumentar-Fotografie gilt. In Vancouver wiederum ist das Museum of Anthropology zu Hause, dass über den Webbrowser eine riesige Sammlung von 48.000 faszinierenden Stücken zur Betrachtung anbietet. Unbedingt zu empfehlen ist auch die virtuelle Tour durch das Smithsonian Museum of American Art! Diese drei Tipps sind natürlich nur ein Teaser, denn die Liste von Kultureinrichtungen, die sich per Mausklick besuchen lassen, wird fast täglich länger.

Seitenweise auf die Reise
Wer seine Gedanken besonders intensiv und low-tech auf ein Abenteuer schicken möchte, dem möchten wir hier zwei Bücher besonders ans Herz legen. Jedes auf seine ganz eigene Weise mit dem Land der ach so unbegrenzten Möglichkeiten verknüpft. In seinem Roman „Fast genial“ erzählt der preisgekrönte deutsche Autor Benedict Wells die Geschichte eines Jungen aus ärmsten Verhältnissen, der sich eines Tages aufmacht, seinen ihm unbekannten Vater zu suchen. Dieser soll angeblich ein Genie sein, und so fahren Wells‘ Held und ein paar Kumpel in einem alten Chevy von der Ost- an die Westküste. Ob die finale Begegnung von Vater und Sohn wirklich ihr Leben verändern wird? Findet es heraus.

Unterwegs ist auch die Titelfigur in „Birdie“, geschrieben von Tracey Lindberg. Nur geht es für Bernice Metoos aus dem Norden von Alberta nach Gibsons in British Columbia, auf der Suche nach der Bedeutung ihrer Träume und Visionen. Und während der Leser Bernice, genannt „Birdie“, auf ihrem Weg zu sich selbst begleitet, taucht man ein in die sagenhafte Kultur der Cree, einem indigenen Volk, zu dem auch die Schriftstellerin (und Bluessängerin) Tracey Lindberg gehört. Ein Roman voller Poesie, schwarzem Humor und bitterer Wahrheiten darüber, was es heißt, sich einem Trauma aus der Vergangenheit zu stellen – und stärker aus einer negativen Erfahrung hervorzugehen. Wie der sprichwörtliche Phönix aus der Asche.

Wo die Geisterbären wohnen
Etwa zehn Prozent der Kermodebären, die zur Familie der Schwarzbären gehören, besitzen ein weißes Fell. Diese Besonderheit hat ihnen den Beinamen „Geisterbär“ verliehen. In der Mythologie der Ureinwohner Kanadas erinnern die weißen Bären an eine Zeit, in der Gletscher das Land überzogen. Heute haben die außergewöhnlichen Tiere im üppigen Regenwald und der zerklüfteten Küstenlandschaft des Nordens von British Columbia eine Heimat gefunden. Genau dort haben Dokumentarfilmer sie und andere Wildtiere besucht und begleitet, wie etwa die Küstenwölfe, die mit Raben kommunizieren. Das Ergebnis der Dreharbeiten steht jetzt in der ARD Mediathek bereit.

(Fast) Live aus Washington
Kaum etwas transportiert Gefühle und Stimmungen so eindringlich wie die Musik. Egal ob ein Song vor dem Laptop dargeboten oder in einem Konzerthaus von Weltrang aufgeführt wird. Wer sich Letzteres gönnen möchte, der kann und sollte durch das virtuelle Archiv des John F. Kennedy Center for the Performing Arts stöbern. Das renommierte Kulturzentrum in Washington D.C. hat eine digitale Bühne eingerichtet, die eine enorme Auswahl außergewöhnlicher Auftritte bietet. Darunter Mitschnitte diverser Popgrößen, herausragender Comedians, denkwürdiger Reden, beschwingter Tanzchoreografien und mitreißender Musical-Nummern.

Letzte Runde im Speakeasy
Während der Prohibition von 1920 bis 1933 waren der Verkauf, die Herstellung und der Transport von Alkohol streng untersagt. Die Durchschlagskraft der Gesetze und Polizeikontrollen war allerdings begrenzt. Vielerorts ging der Ausschank von Spirituosen einfach im Verborgenen weiter, wie ihr beispielsweise in der TV-Serie „Boardwalk Empire“ sehen könnt. Einzig die Auswahl war doch sehr beschränkt. War der geschmuggelte Brandy, Rum oder Whiskey ausgetrunken, wurde daher eifrig schwarzgebrannt (und gepantscht), vom moonshine im Einmachglas bis zum „bathtub gin“. Und da Not bekanntlich erfinderisch macht, entstanden in dieser Zeit viele Cocktail-Rezepte, mit denen Bartender das Beste aus der Nachschub-Misere zu machen versuchten. Einige dieser Drinks könnt ihr hier nachmixen, darunter den The Last Word (aus Gin mit Green Chartreuse und Limettensaft), den Sidecar (ein Brandy Sour mit reichlich Zitrus) oder einen Hemingway Daiquiri mit Maraschino-Likör. Cheers!