Kaschmir-Komfort und Kultur statt Krise

Eine Decke, ob wohlig wärmend oder luftig leicht, symbolisiert Geborgenheit, vielleicht auch ein Gefühl von Schutz und definitiv von Zuhausesein. Das wusste schon Linus von den Peanuts, den man in keinem Comicstrip aus der Feder von Charles M. Schultz ohne seine geliebte Schmusedecke sehen konnte. In Teilen von Amerika sind (Flicken-)Decken, die so genannten Quilts, viel mehr als ein bloßer Überwurf. In ihnen verewigt eine Näherin beispielsweise ihre Lieblingsmuster, Hobbys oder gleich eine ganze Familiensaga. Persönliche Storys, Flicken für Flicken erzählt.

Doch zurück zu den Wolldecken und der Marke Begg & Co, die seit 1866 im schottischen Ayr aus Kaschmir, Seide und Lambswool-Angora besonders hochwertige, ja geradezu kunstvolle Exemplare webt. Schals, Tücher, Pullover und vor allem großformatige Reisedecken, die bei Kennern und Frequent Traveller echten Kultstatus besitzen. Dass die kuschelweichen Lebensbegleiter trotz 150 Jahren Tradition und fast nostalgisch anmutender Herstellung in einer urigen Manufaktur ganz im Hier und Jetzt stehen, dafür sorgen immer wieder neue Projekte mit ausgewählten Künstlern sowie wechselnde Saisonthemen und -farben.

Wie kreativ und dynamisch das Team die Welt von Begg & Co. mit Leben füllt, wurde vor wenigen Wochen deutlich, als nicht nur die Modebranche mit den Folgen der Coronakrise zu kämpfen begann. Innerhalb kürzester Zeit entstand unter dem einleuchtenden Titel „Comfort Blanket“ auf der Website des Unternehmens eine Magazin-Plattform verschiedenster Storys, Interviews und Tipps rundum „das neue Normal“, mit dem die Mitarbeiter und eben auch alle Kunden und Fans fertig werden mussten. Eine Oase der Ruhe, Inspiration und des verständnisvollen Miteinanders – from us to you, sozusagen.

Das Angebot reicht von Ratschlägen für die Arbeit daheim oder erste Schritte für eine Meditations-Routine über ein Dankbarkeits-Tagebuch bis zu zahlreichen Empfehlungen für Bücher oder Songs bzw. Musikalben. Natürlich lernt der Besucher zwischendrin faszinierende Persönlichkeiten aus der Welt von Begg & Co. kennen, Freunde der Marke auf zig verschiedenen kreativen Disziplinen, darunter Autoren, Journalisten, Künstler – und Designer aus dem Atelier des Hauses. Wer nicht warten kann, sich in diese inhaltsreiche Comfort Blanket zu wickeln, der findet sie hier. Für einen kleinen Eindruck haben wir euch außerdem ein paar Highlights des „Book Club“ zusammengestellt und übersetzt. Bleibt gesund und macht es euch gemütlich.

Empfehlungen von Lorraine Acornley, Creative Director von Begg & Co.

„The Living Mountain“ von Nan Shepherd
Dieses Buch war das Geschenk eines guten Freunde und ist ungemein inspirierend. Es ist eine göttliche Beschreibung der Cairngorms, einer Berggruppe der Grampian Mountains im Nordosten von Schottland, und man erfährt außerdem, dass die Autorin auf der 5-Pfund-Note abgebildet ist. Wer hätte das gewusst?

„Ametora: How Japan Saved American Style“ von W. David Mark
… ist eine Bereicherung für alle, die sich für die Historie und Handwerkskunst der feine Herrengarderobe interessieren.

„The Hare with Amber Eyes: A Hidden Inheritance“ von Edmund de Waal
… wurde mir von meiner lieben Freundin Rosa Park ans Herz gelegt, die Chefredakteurin und Mitbegründerin des Magazins „Cereal“ ist. Das Buch ist wundervoll geschrieben, man versinkt geradezu darin.

„Die Ladenhüterin“ von Sayaka Murata
Ein ungewöhnliches kleines Buch, in dem eine Außenseiterin ihre Bestimmung findet – als Angestellte in einem 24-Stunden-Supermarkt. Manche der behandelten Themen wie soziale Isolation sind in unserer ziemlich geschrumpften Lebenswelt plötzlich sehr aktuell.

„The Travelling Cat Chronicles“ von Hiro Arikawa
Ein großartiges Buch über den Lauf des Lebens, voller Sprachschönheit und Traurigkeit. Und ganz egal, ob man Katzen hat und liebt oder sie nicht ausstehen kann.

Empfehlungen von Stacy Keen, Designer bei Begg & Co.

Modern Crochet“ von Molla Mills
Mein Job ist zwar der einer Designerin für gewobene Textilien, doch in meiner Freizeit häkele ich leidenschaftlich gern. Vor allem Decken und weiche Spielzeuge und Kuscheltiere für neugeborene Babys in meiner Familie oder von Freunden. Dieses Buch steckt voller Ideen und Anleitungen für einfach zu fertigende, skurrile Accessoires aus recycletem Jersey-Garn.

Folding Techniques for Designers: From Sheet to Form“ von Paul Jackson
Dieses Buch ist eine tolle Sammlung von praktischen Anleitungen für strukturelle Origami-Formen aus Papier. Auf der dazugehörigen Website gibt es übrigens einige How-to-Videos.

Threads of Life: A History of the World through the Eye of a Needle“ by Clare Hunter
Meine Großmutter väterlicherseits war eine begabte Kunsthandwerkerin. Als sie vor ein paar Jahren starb, habe ich glücklicherweise alle ihre Materialien und Werkzeuge geerbt. Es war eine wundervolle und bewegende Erfahrung, alle ihre halbfertigen Projekte anzuschauen und darin ein Spiegelbild meiner eigenen Interessen und Gewohnheiten zu sehen. Für mich haben Stoffe jeglicher Art die magische Fähigkeit, unsere Erinnerungen und Geschichten zu speichern.

Empfehlungen von Jill Weir, Designer bei Begg & Co.

Die Frau, die ich sein wollte“ von Diane von Fürstenberg
Was für eine spannende und inspirierende Lebensgeschichte! In ihrer Autobiografie blickt DvF, wie Freunde und Fans sie nennen, offen und ehrlich zurück: auf ihre Karriere, die Beziehung zu ihrer Familie, ihren gewonnen Kampf gegen den Krebs, den Aufbau ihrer globalen Marke und ihre Bemühungen, Frauen zu fördern, wo immer sie konnte.

Inspirations“ von Dries van Noten
Ich finde jede seiner Kollektionen sehr interessant, von dem sehr eigenen Mix der Farben bis zu einer abwechslungsreichen Auswahl von Stoffen und Materialien.

Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald
Das ist mein absolutes Lieblingsbuch, auch weil es so viel Symbolik beinhaltet! Ich habe es zum Thema meiner Abschlusskollektion an der Designschule gemacht, und es war spannend, ein Konzept darum zu stricken und die Handlung über Stoffe zu transportieren.

Jetzt tut es gleich ein bisschen weh“ von Adam Kay
In seinem (jetzt nicht mehr) geheimen Tagebuch schreibt der junge Assistenzarzt über seinen Alltag: roh, unverblümt und sehr witzig.