Buntes Gezwitscher: Vögel im Winter richtig füttern

Wenn die ersten Schneeflocken fallen, ist für viele der Zeitpunkt gekommen, die heimischen Vögel im Garten oder auf dem Balkon zu füttern. Vögel füttern macht Spaß und das Beobachten an der Futterstelle kann zu einem unterhaltsamen Rätselspiel werden. „Natürlich löst die Vogelfütterung keine großen Naturschutzprobleme, aber sie ist ein wunderbares Naturerlebnis“, sagt Angelika Nelson, Biologin beim bayerischen Landesbund für Vogelschutz e. V. (LBV).

Mit einem ausgewogenen und artgerechtem Angebot am Futterplatz können Rotkehlchen, Grünfink oder Blaumeise für etwas Farbe an grauen Wintertagen sorgen. Bestimmungsbücher oder eines der vielfältigen Online-Angebote werden zum hilfreichen Werkzeug für Hobby-Ornithologen. Der LBV bietet unter anderem einen Online-Kurs zur Bestimmung der häufigsten Wintervögel, ergänzt durch zahlreichen Artenportraits und Videos.

Hygiene ist am Futterplatz besonders wichtig, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verringern. Man erinnere sich an das Blaumeisensterben in 2020. „In klassischen Futterhäuschen, in denen die Vögel beim Fressen im Futter stehen, können die Sämereien und Körner leicht verschmutzen. Diese Futterstellen sollten daher unbedingt täglich gereinigt oder noch besser durch Futtersäulen ersetzt werden“, empfiehlt Angelika Nelson. „Zur Reinigung der Futterstelle sind keine Chemikalien notwendig. Es reicht völlig aus, das Futterhaus auszubürsten und anschließend mit heißem Wasser auszuspülen und zu trocknen“, so die Biologin weiter.

©Ingo Rittscher/LBV

Der Deutsche Tierschutzbund e.V. empfiehlt hängendes Futter in Spendern. Das käme dem natürlichen Verhalten der Vögel entgegen. Futtersäulen verschmutzen zudem weniger schnell. Wichtig: Meisenknödel sollten stets ohne Netz angeboten werden, da sich die Vögel darin verfangen können. Ein Meisenknödelkranz etwa schafft Abhilfe.

Was gehört auf den Speiseplan? Unsere heimischen Singvögel lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: in Körnerfresser und Weichfutterfresser. Körnerfresser wie Spatzen, Meisen und Finken lieben Sonnenblumenkerne, Weizen, Hafer und Erdnüsse. Auch kleinere Samen, wie Hanf oder Leinsam werden gern verspeist. Alle Körner müssen stets unbehandelt, also ungegeröst oder ungesalzen, sein.

Zu den Weichfutterfressern gehören Amsel, Rotkehlchen und der kleine Zaunkönig. Sie lieben Obst, Beeren (Holunder, Eberesche, Liguster) und Insektenlarven. Auch ganze Äpfel oder Birnen sind eine willkommene Abwechslung. Geschnittene Obststücke sind nicht zu empfehlen, da sie schneller verderben. Niemals sollten Essensreste oder Brot verfüttert werden. Sie sind für Vögel absolut ungeeignet.

©Claudia Jannetti/LBV

Futterstellen, die sowohl mit Weich- oder Fettfutter und einer Körnermischung bestückt sind, ziehen besonders viele Vogelarten an. Noch besser sind separate Plätze für Körner- und Weichfutterfresser. So können die Vögel entspannter picken und müssen nicht miteinander konkurrieren. Auch eine Vogeltränke kann gerade Körnerfressern helfen, ihren täglichen Wasserbedarf zu decken. Neben Nahrung sollte der Garten oder Balkon den Wintervögeln ausreichend Schutz bieten. Katzen dürfen in unmittelbarer Nähe zur Futterstelle keine Kletter- oder Versteckmöglichkeiten finden.

Das Fazit: Eine Futterstelle bringt viel Freude. Sie ersetzt jedoch keine naturnahen Gärten oder Balkone mit vielfältigen, heimischen Pflanzen als Lebensgrundlage für Vögel. Besonders im städtischen Raum ein Muss. Hier kann ein einziger Beerenstrauch zum wahren Refugium werden. Die Früchte des heimischen Weißdorns zum Beispiel schmecken über 30 Vogelarten, die des Schwarzen Holunder fressen sogar mehr als 60 Vogelarten.

Wer also artgerechte Futterplätze und Lebensräume schafft, kann sich das ganze Jahr hindurch über zahlreichen gefiederten Besuch freuen.

Weitere Informationen: LBV (Landesbund für Vogelschutz e. V.) oder Deutscher Tierschutzbund e.V.