Check-in mit Kyoko Nakamura vom Yoshida-Sanso | Kyoto

Kyoko Nakamura (rechts) und ihrer Tochter Tomoko

Ob ehrwürdiges Grandhotel, moderner City-Hotspot oder ein Geheimtipp der Kategorie „Boutique“ – erst durch die Menschen, die dort arbeiten, wird eine Herberge zum einladenden Zuhause auf Zeit. Doch wie gelingt der Spagat zwischen zuvorkommendem Service und gleichzeitigem Respekt vor dem Rückzugsbedürfnis eines Gastes? Welche Rituale der Top-Hotellerie haben noch immer ihren Platz und welche dürfen ins Archiv verbannt werden? Wie gewinnt man das Vertrauen und die Sympathie anspruchsvoller Reisender? Diese und viele weitere Fragen beantworten in der Interviewserie Check-in mit …  die besten Gastgeber der Branche – konkret, ehrlich und höchstpersönlich.

Diesmal reisen wir ins YoshidaSanso, ein traditionelles „Ryokan“ (wörtlich: Reisegasthaus) im Herzen Kyotos. Diese typischen japanischen Gästehäuser werden meist matriarchalisch geführt und von der Mutter an die Tochter vererbt. Im Yoshida Sanso sind Kyoko Nakamura und ihrer Tochter Tomoko Gastgeberinnen aus Leidenschaft.

Eingebettet in die Ruhe und den Frieden des Berges Yoshida, wurde Yoshida-Sanso ursprünglich als Residenz des Prinzen Higashi-Fushimi, dem Großonkel des derzeitigen japanischen Kaisers Naruhito, erbaut. Die Architektur ist eine elegante Mischung aus Ost und West und spiegelt den anspruchsvollen Geschmack des japanischen Adels während der frühen Showa-Ära wider. Im Mittelpunkt steht dabei die Ästhetik des Wabi-Sabi, die Wertschätzung der Schönheit des Einfachen. Irasshaimase! (Herzlich willkommen!)

Was bedeutet Gastfreundschaft für Sie?
Wir tun immer unser Bestes, um den Bedürfnissen der Gäste gerecht zu werden.

Welche „Zutaten“ sind unverzichtbar, damit sich ein Gast wohlfühlt?
Das leibliche Wohlergehen der Gäste liegt uns besonders am Herzen. Auf unserer Speisekarte finden Sie eine ausgewogene Mischung aus warmen und kalten Gerichten. Diese werden stets frisch und mit saisonalen Zutaten zubereitet.

Wie schmeckt Ihr Hotel – welche Spezialität Ihres Küchenchefs würden Sie bestellen?
Die traditionellen Kaiseki-Gerichte mit vielen saisonalen Zutaten. (Anm. d. Redaktion: leichte Gerichte, die zur Teezeremonie serviert werden)

Was entspannt in Ihrem Spa/Wellness-Bereich besonders rasch – verraten Sie uns das signature treatment.
Ein heißes Bad im Onsen-Stil.

Drei eigene erinnerungswürdige Hotel-Erlebnisse rund um die Welt bitte, egal ob positiv oder negativ.
1. Das Luxusfrühstück in einem ruhigen Speisesaal in einem traditionellen Hotel in Italien. 2. Das winzige Zimmer in einem Hotel in Deutschland. Das Bett nahm fast die gesamte Raumfläche. Man konnte sich fast gar nicht mehr bewegen. 3. Ein unglaublich leckeres Baguette, das ich in Paris gegessen habe und nie vergessen werde.

Von wem haben Sie für Ihren jetzigen Job am meisten gelernt? Was?
Von der Besitzerin des hiesigen Kultursalons. Sie erledigt ihre Arbeit immer so schnell und mühelos, obwohl sie keine Unterstützung hat. Eine echte One-Woman-Show.

Wenn Sie eine neue Karriere starten könnten, was wären Sie gern?
Vielleicht würde ich in die Forschung gehen und die Umwelt unseres Planeten studieren.

Ihr nächstes Reiseziel ist … ?
Das steht noch nicht fest.

Was macht die Location Ihres Hotels so besonders – bei Sonnenaufgang wie auch zum Sunset?
Wir liegen mitten in der Stadt, aber dennoch in einer sehr ruhigen und friedlichen Gegend mit viel Grün und schönen historischen Gebäuden. Die Luft ist immer frisch und sauber. Von hier haben Sie einen guten Blick auf die östlichen Berge.

Ein absoluter Geheimtipp Ihres Concierges.
Bleiben Sie einen ganzen Tag in unserem Haus und genießen Sie die vielen ruhigen Moment.

Was ist für den ersten Eindruck wichtig – für ein Hotel und für einen Gast?
Ein Lächeln und die perfekte Balance von Distanz und Nähe zwischen uns und den Gästen.
Wir verzichten auf viele Erklärungen und Gespräche, wenn wir spüren, das sie nicht erwünscht sind.

Was prüfen Sie in einem Zimmer zuerst, wenn Sie selbst unterwegs sind?
Ob das Bett bequem ist.

Wie helfen Sie mit, besondere Anlässe eines Gastes bei Ihnen im Haus zu zelebrieren?
Wir servieren unseren besonderen „Sake des Hauses“.

Wie hat sich der Luxusbegriff, gerade für die Hotellerie, in den letzten zehn Jahren verändert?
Man konzentriert sich heute mehr auf lokale Spezialitäten, anstatt nur die Dinge zu servieren, die teuer und angeblich am besten sind.

Was werden wir in fünf Jahren in jedem Top-Hotel sehen?
In einer Welt, die vom Klimawandel geprägt ist, besteht die Herausforderung darin, unseren Gästen in Zukunft den gleichen hohen Service bieten zu können, wie heute. Fest steht: Was wir jetzt haben, wird nicht mehr ewig in dieser Qualität existieren. Ich denke da an sauberes Wasser oder gute Luft.

Welche Jahreszeit ist ideal, um Ihr Hotel zu besuchen?
Die besten und eher wenig touristischen Zeiten sind nach der Kirschblüte, von Mai bis Juli. Und im Oktober, wenn unser Garten besonders schön aussieht.

Die schönste Haus-Anekdote bzw. der berühmteste Gast (bisher).
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Hier können Sie Ihre Übernachtung buchen:
Ryokan Yoshida-Sanso
59-1 Yoshida Shimo-oji-cho
Sakyo-ku, Kyoto 606-8314
yoshida-sanso.com

Fotos: Romeo Arnault/Unsplash.com (1); Yoshida-Sanso (2)